„Going to Brazil“ – So glücklich der Zufall sein kann, so tödlich ist er oft
- geschrieben von André Vollmer
- Publiziert in Film
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‚Coincidence can kill‘ ist das Motto dieser flippigen Komödie, über die man am besten nur wenig weiß. Nur so weit: Es beginnt mit einem Partyexzess in Brasilien.
Rezension
Die Pariser Mädels Lily, Chloé und Agathe sind extra nach Rio de Janeiro geflogen, um die Hochzeit ihrer hochschwangeren Freundin Katia zu besuchen (Philippine Stindel, Margot Bancilhon, Alison Wheeler, Vanessa Guide). Doch kaum in Brasilien gelandet, werden sie am Flughafen von Katia versetzt und müssen eine Nacht in der südamerikanischen Metropole überbrücken – kein Problem, wenn der schwerreiche Bräutigam alles zahlt. Die Drei landen, einem Tipp ihrer Freundin folgend, auf einer wilden Sexparty mit Koks, Schnaps und Pokémon-Kostümen, wo sich Chloé und Agathe die Kante geben.
Derweil will sich ein gänzlich besoffener Typ an der taffen, zugleich eher schüchternen Lily vergreifen, die sich allerdings, fit durch Karate, zu verteidigen weiß und im Zornesrausch den Lüstling über die Terrassenbrüstung kickt. Das bringt Lily, Chloé und Agathe an den Rand eines Kollapses, weil sie denken, die meisten brasilianischen Polizisten korrupt wären und der übergriffige Kerl bestimmt aus wohlhabenden Elternhaus. Tatsächlich hat Lily nicht irgendwen erwischt. Es musste ausgerechnet ein VIP sein, dessen reiche und skrupellose Verwandtschaft Nachforschungen der besonderen Art anstellt.
Going to Brazil ist ein teils seichter, teils schwarzhumorig-böser Mix aus Komödie, Roadtrip und Thriller, der vier schrullige Pariserinnen erst durch die High Society Rio de Janeiros, dann durch die Favelas und schließlich sogar in den Dschungel jagt. Dabei spart der Film nicht an skurrilen Begegnungen. So muss etwa ein schmieriger Konsulatsangestellter die vier Mädels mit seinen Kontakten in der halbseidenen Szene aus der Misere boxen. Gespielt wird der Mann, der ein Macho ist und zugleich eine völlig überzeichnete Aura der Homosexualität ausstrahlt, von Regisseur und Drehbuchautor Patrick Mille höchst selbst.
Besonders schön ist, dass sich der Film von Beginn an die Zeit nimmt, seine Figuren zu charakterisieren und so einige überraschende Wendungen gekonnt vorzubereiten weiß. Interessant ist auch, wie der Genremix den Zuschauer im Unklaren darüber lässt, ob er nicht jeden Moment doch ins Schreckliche abdriftet. Das macht den ständigen Wechsel zwischen Humor und Ernst intensiver. Insgesamt bietet Going to Brazil Popcorn-Kino mit ein, zwei deftigen Noten und vielen Witzen.
Trailer zu Going to Brazil
Infokasten
„Going to Brazil“
Regie: Patrick Mille
Drehbuch: Patrick Mille u.a.
Laufzeit: 94 Minuten
Produzent: Benjamin Elalouf, Dimitri Rassam
Verleih: Ascot Elite
Frankreich | 2016
- Coincidence can kill
- Frauenpower
- Hochzeit
- Urlaub
- Unfall
- Partyexzess
- Sexualität
- Familienbande
- Roadtrip
- skurrile Figuren
- Untreue
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André Vollmer
Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.