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Film

„Land of the Little People“ – Eine sehr israelische Schreckensgeschichte

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Kinder gegen Soldaten. Als im Krieg zwei dissertierte Soldaten auf dem „Spielgelände“ einer Gruppe Jugendlicher auftaucht, entsteht ein Konflikt um die Herrschaft.

Kurzrezension

LOTLP 2Eine Gruppe Kinder spielt in ihrer Freizeit mit selbstgebauten Waffen auf dem Gelände einer aufgegebenen Waffenfabrik. Eines Tages tauchen dort zwei Soldaten auf, die ihrerseits den Kriegsdienst verweigert haben. Das Ausgangsszenario könnte kaum komplizierter sein, denn die Kinder sehen das Gelände als ihr Eigentum und haben dort eine Ritualstätte für ein Wesen errichtet, das in der Tiefe eines Brunnens haust. Davon ahnen weder die flüchtigen Soldaten noch die Eltern der Kinder etwas. Zunehmend entsteht eine Spirale der Gewalt um die Vorherrschaft des Geländes.

Zugegeben, die Figuren in diesem Film bleiben erstaunlich blass. Die Kinder selbst sehen sich in ihrem Alltag immer wieder mit Gewalt und Unterdrückung konfrontiert. Sei es durch Jugendliche, die sich auf sie eingeschossen haben oder aber durch die Gesellschaft als Ganzes, die Krieg und Gewalt als probates Mittel zur Lösung von Problemen vorlebt. Dadurch ist dieser Film sehr speziell und thematisiert eine gesellschaftliche Herausforderung Israels.

Trotzdem der Film ausschließlich wirklichkeitsnah inszeniert, kann man sich an der Abgeklärtheit und Kaltblütigkeit der vier Kinder stören, die hier die zentrale Handlung voranbringen. Insgesamt kann man Land of the Little People als einen Slasher deuten, bei dem es jedoch immer wieder einen Schlagabtausch zwischen den rivalisierenden Parteien gibt. Hier wird nicht immer gleich getötet, das unterscheidet das Werk auch von anderen Slashern, aber wie beim Morden zu Werke gegangen wird, ist gleichwohl verstörend wie auch intensiv. Das wird bereits zu Beginn des Films deutlich gemacht, wenn die vier Kinder gemeinsam Tiere jagen, um diese für ihren eigenen Kult zu opfern. Eine Opfergrube als Ritualstätte wird hierfür verwendet, die eine merkwürdige Aura besitzt – zumindest für die Kinder.

Wer zu schwach ist, kann nicht überdauern. Wer nicht gerissen genug ist, wird nicht überleben. Das sind zwei Erkenntnisse aus Land of the Little People, die sich besonders in den Handlungen des Jungen Chemi (Lior Rochman) und seinen Freunden spiegeln. Nur wer kämpft, ist ein guter Mensch, die Eindringlinge müssen um jeden Preis vertrieben werden. Dabei gelingt es dem Regisseur in seinem Filmdebüt, ein Kriegsszenario auf engstem Raum zu inszenieren, das – sofern man sich darauf einlässt – eine starke Intensität des Schrecklichen entfaltet.

Trailer zu Land of the Little People

Infokasten

„Land of the Little People“

Regie: Yaniv Berman

Drehbuch: Yaniv Berman

Laufzeit: 83 Minuten

Produzent: Tony Copti

Israel | Palästina | 2016

Letzte Änderung amDienstag, 26 September 2017 14:44
Thomas Heuer

Dr. phil. Medienwissenschaft

Forscher, Fotograf, Filmemacher, Journalist, Gamer

Forschungsfelder: Immersionsmedien, Horror, vergleichende Mediendramaturgien, Game Studies, Medienethik und -philosophie

Abschlüsse: Medienwissenschaft M. A., Multimedia Production B. A., Facharbeiter Kommunikationselektronik

Unter anderem auch das . . .

„Für die Spielbetreiber sind Charaktere in Online-Welten keine Bürger mit Rechten, sondern Kunden, die Geschäftsbedingungen zu akzeptieren haben.“

– Cory Doctorow (in der taz)

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