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Film

„Infini“ von Shane Abess

Filmplakat (Ausschnitt) Filmplakat (Ausschnitt)

Dieser Psycho-Thriller im Sci-Fi-Gewand manifestiert in der beklemmenden Enge einer Raumstation die Abgründe menschlichen Wahnsinns. Spannend und gut erzählt!

Kurzrezension

Im 23. Jahrhundert ist das Reisen durch den Weltraum nach wie vor gefahrvoll, doch ohne Zeitverlust möglich. Menschen werden über unvorstellbar weite Strecken in Sekundenschnelle als Daten transferiert und am Zielort rematerialisiert. Derart wechselt mit einem Augenzwinkern auch die Welt des Soldaten Whit Carmichael (Daniel MacPherson), den eine illegale Teleportation aus einer Notsituation bis ans Ende des bekannten Alls schleudert: auf die Bergbauanlage INFINI. Während er dort Tage verbringt, vergehen auf der Erde nur Stunden. Ein Team wird unter anderem für seine Rettung vorbereitet. Ihr Hauptmission allerdings: Ergründen, was auf dem letzten Außenposten der Menschheit vor dem Nichts geschehen ist. Offenbar hat ein außerirdischer Virus die Besatzung als auch ein Rettungsteam in den Wahnsinn getrieben, weshalb die kontaminierte Station in Quarantäne versetzt und komplett in eine Art Permafrost versetzt wurde. Als die Bergungsmannschaft auf Whit trifft, den sein letzter Transfer irgendwie verändert hat, eskaliert die Situation. Die Seuche und mit ihr der Wahnsinn greifen um sich.

Infini ist mehr als psychologischer Horror in den düsteren Metallgängen eines Sci-Fi-Universums, denn wo andere Filme lediglich auf Action und Spannung setzen, erzählt der Film den wachsenden Wahnsinn in zwar brutalen, spannungsgeladenen Begegnungen, die aber immer auch von ihren Dialogen leben. Der fremde Virus verwandelt die Infizierten in Tollwütige, nicht in besinnungslose Monster. Dass die Charaktere immer erst das Gespräch suchen, was oft nur eine Verzögerung der Gewaltausbrüche bringt, macht sie menschlicher und gibt der Handlung erstaunlich viel Raum für Charakterzeichnung. Dadurch erinnert Infini an Sci-Fi-Horror à la Event Horizon oder Alien. Obwohl auch hier sich eine fremde Lebensform das Leben der Figuren umkrempelt, schildert der Film eher das menschlich-chaotische Gegeneinander als die Bedrohung aus einer singulären Quelle wie in Alien. Nicht nur wartet der Film, wie es gute Science-Fiction tut, mit einer philosophischen Einbettung von Whits Überlebenskampf auf, der dem Gezeigten den letzten Schliff gibt, auch überrascht Infini mit einem brillant vorbereiteten Plot-Twist. Feinster Psycho-Horror in klaustrophobischer Enge mit stylischem Look, gut dosierter Action und menschlichen Abgründen, die zu schildern sich der Film die nötige Zeit nimmt!

Trailer zu Infini

Infokasten

„Infini“

Regie: Shane Abbess    

Drehbuch: Shane Abbess, Brian Cachia

Laufzeit: 110 Minuten

Produzent: Storm Vision Entertainment, Eclectik Vision, Storm Alley Entertainment

Verleih: Capelight Pictures

Australien | 2015

Letzte Änderung amMittwoch, 06 September 2017 12:52
André Vollmer

Schriftsteller. Forscher. Phantast. Am Meer geboren. Gründer von Mellowdramatix.

Unter anderem auch das . . .

„Ich habe den ganzen Kosmos mit meinem Schädel zerkaut! Ich habe gedacht, bis mir der Speichel floß. Ich war logisch bis zum Koterbrechen. Und als sich der Nebel verzogen hatte, was war dann alles? Worte und das Gehirn.“

– Gottfried Benn

 

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